Haus des Buches
Literaturhaus Leipzig

Veranstaltungen
© Foto: Oliver Killig / Nikita Fedosik / Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung / Lisa Stern / privat / Markijan Prochasko /Violetta Savchits / Katja Boeddinghaus
23. März 2024 / 19.30 Uhr / Saal 3
Leipzig Liest
Was wir (nicht) sehen. Wahrnehmungsschranken zwischen Ost und West
Statements, Diskussion und Lesung mit Marcel Beyer, Irina Herasimovich, Alexander Kratochvil, Steffen Mensching, Kerstin Preiwuß, Jurko Prochasko, Olga Shparaga und Cécile Wajsbrot; moderiert von Kilian Kirchgeßner.
Die Leipziger Buchmesse versteht sich und verstehen wir als Ort der europäischen Verständigung. Dazu gehört vor allem die Offenheit und Neugier, unser Gegenüber zu sehen, von ihm zu erfahren. So kommen Autorinnen und Autoren aus Belarus, der Ukraine, Deutschland und Frankreich zusammen und diskutieren über das, was wir (nicht) sehen - in der Wahrnehmung zwischen West und Ost. Vor 10 Jahren stießen die Maidanproteste das Tor der Ukraine nach Westen auf, und seit zehn Jahren herrscht Krieg. Hat man im Westen die Augen davor verschlossen? Gibt es blinde Flecken zwischen West und Ost? Wie blicken die Gäste aus Belarus und der Ukraine auf den Westen, mit welchen Erwartungen, Hoffnungen, Enttäuschungen? Und hat sich seit Ausbruch des Krieges der Blick des Westens verändert?

Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der gemeinsamen Veranstaltung der Sächsischen Akademie der Künste und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Mit ihr wird fortgesetzt, was im letzten Jahr unter der Frage stand »Wo liegt die Mitte Europas?«. Eine der klugen Antworten lieferte der bulgarische Autor Georgi Gospodinov: »Das Zentrum Europas ist jener bewegliche Ort des Schmerzes. Es ist dort, wo es wehtut und blutet, und heute befindet es sich im Osten.«

Fotos: M. Beyer: © Oliver Killig / I. Herasimovich: © Nikita Fedosik / A. Kratochvil: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung / S. Mensching: © Lisa Stern / K. Preiwuß: © privat / J. Prochasko: © Markijan Prochasko / O. Shparaga: © Violetta Savchits / C. Wajsbrot: © Katja Boeddinghaus

Eintritt: 7,- / 5,- EUR

Veranstaltung der Sächsischen Akademie der Künste und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt in Kooperation mit dem Literaturhaus Leipzig

KURZBIOGRAPHIEN DER TEILNEHMENDEN:

Marcel Beyer geb. 1965 in Tailfingen (BRD), lebt nach langen Jahren im Rheinland seit 1996 in Dresden und ist einer der vielseitigsten Autoren seiner Generation. Er veröffentlicht seit 1990 Romane, Erzählungen, Essays, Gedichte, hat Libretti geschrieben und mit bildenden Künstlern zusammengearbeitet. Für seine Werke erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, 2014 etwa den Kleist-Preis, 2016 den Georg-Büchner-Preis, 2021 den Peter-Huchel-Preis und den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Homburg. Marcel Beyer ist seit 2009 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und seit 2018 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.

Iryna Herasimovich, geb. 1978 in Minsk (Belarus), ist Übersetzerin, Kuratorin und Essayistin. Bereits dreimal hat sie die Belarussisch-Deutsche ViceVersa-Übersetzerwerkstatt geleitet. Sie hat Werke deutschsprachiger Autorinnen und Autoren wie Lukas Bärfuss, Georg Büchner, Monika Rinck, Nora Gomringer, Mehdi Moradpour, Jonas Lüscher, Michael Köhlmeier, Franz Hohler oder Franz Kafka ins Belarussische übersetzt. Seit 2018 kuratiert sie den übersetzerischen Teil des Forums »Literature Intermarium« im Künstlerdorf Kaptaruny. Seit 2021 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Alexander Kratochvil, geb. 1965 in München (BRD), ist Literaturwissenschaftler und Übersetzer. Er war Assistent am neugegründeten Lehrstuhl für Ukrainistik an der Universität Greifswald, wo er das Ukrainicum mitorganisierte und von 2004 bis 2009 leitete. Nach verschiedenen wissenschaftlichen Stationen hatte er ein Langzeit-Fellowship der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Seit Oktober 2022 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter für ukrainische und tschechische Literatur am Lehrstuhl für Slawische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Steffen Mensching, geb. 1958 in Berlin (DDR), studierte an der Humboldt-Universität Berlin Kulturwissenschaft und arbeitete viele Jahre als freiberuflicher Autor, Schauspieler und Regisseur. Mit Hans-Eckhardt Wenzel tourte er mit Clownsprogrammen. Seit 2008 ist er Intendant am Theater Rudolstadt. Für seinen Roman »Schermanns Augen« (2018) erhielt er den Erich-Fried-Preis und den Preis der Uwe Johnson-Gesellschaft. Zuletzt wurde ihm 2022 der Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung verliehen. Seit 2021 ist Steffen Mensching Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und seit 2023 Stellvertretender Sekretär der Klasse Literatur und Sprachpflege.

Jurko Prochasko, geb. 1970 in Iwano-Frankiwsk (Ukrainische SSR) in der Westukraine, ist Essayist, Schriftsteller und Psychoanalytiker. Er hat u.a. Werke von Franz Kafka, Heinrich von Kleist, Gottfried Benn, Sigmund Freud und Friedrich Schleiermacher ins Ukrainische übersetzt. 2008 erhielt er sowohl den Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland als auch den Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung. Seit 2010 ist er Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und seit 2022 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Kerstin Preiwuß, geb. 1980 in Lübz (DDR), ist Lyrikerin, Romanautorin und Essayistin. Für ihre Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Hermann-Lenz-Stipendium, dem Lyrikpreis Meran, dem Eichendorff-Literaturpreis und zuletzt 2020 mit dem Anke-Bennholdt-Thomsen-Lyrikpreis der Deutschen Schillerstiftung. Seit dem Wintersemester 2021 hat sie den Lehrstuhl für »Literarische Ästhetik« am Deutschen Literaturinstitut Leipzig inne. Kerstin Preiwuß ist seit 2021 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Olga Shparaga, geb. 1974 in Minsk (Belarus), war vor ihrer Emigration aus Belarus Professorin für Philosophie am European College of Liberal Arts in Minsk. Sie ist Mitglied der feministischen Gruppe des Koordinationsrats, des politischen Organs der Opposition gegen den Diktator Alexander Lukaschenko. Neben zahlreichen Stipendien und Auszeichnungen erzielt sie zuletzt 2024 den Voltaire-Preis für Toleranz, Völkerverständigung und Respekt vor Differenz der Universität Potsdam. Sie ist derzeit Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien.

Cécile Wajsbrot, geb. 1954 in Paris (Frankreich), lebt als Romanautorin, Essayistin und Übersetzerin aus dem Englischen und Deutschen in Paris und Berlin. Sie schreibt außerdem Hörspiele, die in Frankreich und in Deutschland gesendet werden. 2007 war sie Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Sie wurde u.a. mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis und dem Prix de lAcadémie de Berlin ausgezeichnet. Seit 2017 ist sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, seit 2019 der Akademie der Künste in Berlin, deren Sektion Literatur sie seit 2021 stellvertretend leitet.

Kilian Kirchgeßner, geb. 1980, berichtet aus Tschechien und der Slowakei für zahlreiche ARD-Hörfunkprogramme, darunter Deutschlandfunk, WDR und Deutschlandradio Kultur. Er schreibt für den Tagesspiegel, brand eins, GEO Saison und viele weitere Titel. Er wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Axel-Springer-Preis, dem Young Journalist Award der Europäischen Union, dem n-ost-Reportagepreis für Osteuropa-Berichterstattung und zuletzt 2022 dem Deutsch-tschechischen Journalistenpreis.


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Kartenvorbestellungen nehmen wir zwischen 9 und 16 Uhr unter der Telefonnummer +49 .341. 30 85 10 86 gern entgegen. Zu ausgewählten Veranstaltungen (siehe Programm) findet ein Kartenvorverkauf an der Rezeption im Haus des Buches statt.

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