Steven Robins: »Letters of Stone / Briefe aus Stein«
Übersetzer-Gespräch mit Markus Sahr
Dem Vater gelingt 1936 die Flucht aus Erfurt nach Kapstadt. Er wird kaum je darüber sprechen. Sein Sohn, der spätere Anthropologe Steven Robins, wächst in Südafrika zur Zeit der Apartheid auf. Der Jugendliche sympathisiert mit den Schwarzen; später, als junger Journalist, besucht er die townships und wird Zeuge brutaler Hinrichtungsrituale. Nach dem Ende der Apartheid und dem fast gleichzeitigen Tod des Vaters wird Robins mit seinen eigenen, jüdischen Wurzeln konfrontiert. Nazi-Rassenideologie und Apartheid, so entdeckt er, weisen nicht nur inhaltliche Parallelen auf: Zwischen Schädelvermessungen in Deutsch-Südwestafrika, seiner Universität in Stellenbosch und dem Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin gab es auch persönliche Beziehungen.
Schließlich stößt er auf deutschsprachige Briefe an den Vater aus den späten 1930er und 1940er Jahren, größtenteils aus Berlin: Bis zur Deportation der Familie waren Briefe der Großmutter und einer Schwester des Vaters in Südafrika eingetroffen, am Ende Rot-Kreuz-Briefe, maximal 25 Worte. Zur geplanten Ausreise der Familie Robinski nach Südafrika sollte es nie kommen.
Steven Robins, geboren 1959, widmet seinen in Auschwitz und Riga ermordeten Angehörigen mit »Letters of Stone« ein vielschichtiges Buch mit den Qualitäten eines Romans. Und in Berlin hilft er beim Verlegen von Stolpersteinen.
Markus Sahr, geboren 1962, lebt als freiberuflicher Übersetzer, Autor und Dozent in Leipzig. Bekannt ist er vor allem durch seine Übersetzungen und Nachdichtungen portugiesischer Gegenwartsliteratur.
Eintritt frei
Veranstaltung des Sächsischen Übersetzervereins »Die Fähre« e.V. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig Diese Veranstaltung teilen