Regie: André Schäfer und Tabea Sperl (ARTE/SRF/Florianfilm 2024, 52 Min.)
ARTE-Themenschwerpunkt zum 150. Geburtstag Thomas Manns: D»Der Zauberberg«, Thomas Manns großer Roman, wurde gerade 100 Jahre alt. Am 6. Juni 2025 wäre sein Autor 150 Jahre alt geworden. Im Jahr 1924 veröffentlichte Thomas Mann diesen monumentale Werk, und es war eine schwere Geburt: zehn Jahre lang beschäftigte es ihn. Im Lauf dieser Zeit verändert sich die Welt - ebenso wie der Autor: Aus dem Kaiserreich wurde die Weimarer Republik, aus dem geplanten Gegenwarts- ein historischer Roman über eine untergegangene Epoche; aus dem überzeugten Konservativen Thomas Mann ein noch überzeugterer Republikaner.
»Der Zauberberg« konzentriert das alte, kranke, hinfällige Europa im geschlossenen Raum eines Davoser Lungen-Sanatoriums. Der Tod ist nah; die Sitten locker. Manns Roman ist ein grell ausgeleuchtetes, satirisch sezierendes Zeitportrait, eine Röntgenaufnahme dieser spätbürgerlichen Epoche.
Der Film taucht mit Archivbildern wie mit neu gedrehten Material in die Zauberbergwelt ein, die Thomas Mann auf dem Fundament eines eigenen Erlebnisses errichtet hat: Seine Frau Katia war, eines unklaren Lungenleidens wegen, in eine Davoser Heilanstalt eingewiesen worden. Mann besuchte sie dort und erkannte schnell, welche unerschöpfliche Fundgrube an Charakteren und Konflikten sich ihm hier eröffnete.
Literatur- und Medizinhistorikerinnen, Historiker, und die Übersetzerin des Romans beleuchten den düster-bunten Zauberbergkosmos ‒ und zeigen, wie uneinholbar modern und aktuell der Roman bis heute geblieben ist.
Eintritt frei ǀ Veranstaltung des Literaturhauses Leipzig und ARTE - Kulturpartner des literaturhaus.net Diese Veranstaltung teilen