Nicht selten geschieht es, dass ein Übersetzer die Autoren, deren Texte er bis in die feinsten Verästelungen ergründet und nachformt, nie zu Gesicht bekommt. Hier nun haben wir zwei Poeten, die seit einem halben Jahrhundert als Schriftstellerkollegen und Freunde immer wieder am Lebens- und Schaffensweg des anderen Anteil genommen haben.
Geboren wurde der eine in der Normandie, der andere in Sachsen. Während Alain Lance zum Studium der Germanistik nach Paris und Leipzig ging, verlegte Volker Braun, nachdem ihm der Studienplatz verwehrt wurde, im Kombinat »Schwarze Pumpe« eine Zeitlang Betonrohre. Ein Jahr nach Alain Lance begann er in Leipzig ein Studium der Philosophie. Ob sich die beiden schon damals begegneten, werden wir bestimmt erfahren.
Nach dem Studium wurde Volker Braun Dramaturg am Berliner Ensemble und bald einer der bedeutendsten Lyriker und Dramatiker der DDR. Alain Lance arbeitete zunächst als Lehrer in Paris und im Iran. Er leitete die Filialen des Institut français in Frankfurt am Main und Saarbrücken; später stand er dem Maison des écrivains et de la littérature in Paris vor. Über all die Jahre hinweg veröffentlichte er nicht nur eigene Gedichtbände, sondern übersetzte auch viele der namhaftesten DDR-Autoren: Christa Wolf, Franz Fühmann und natürlich Volker Braun.
So beleuchtet dieser Abend ein spannendes Kapitel deutsch-französischer Literatur- und Übersetzungsgeschichte - das längst noch nicht abgeschlossen ist, überträgt doch Volker Braun gerade Gedichte von Alain Lance für eine deutsche Auswahlausgabe!
Eintritt: 5,- / 4,- EUR
Veranstaltung des Sächsischen Übersetzervereins »Die Fähre« e.V., gefördert von der Sparkasse Leipzig Diese Veranstaltung teilen